Nachdem endlich das Drachenfliegen auf dem Gebiet der ehemaligen DDR möglich war machten sich einige begeisterte auf die Suche nach geeigneten Startmöglichkeiten quer durch den gesamten Harz.
Alle Hügel und Berge wurden zum Teil auf abenteuerliche Weise und unabhängig voneinander auf ihre Tauglichkeit hin überprüft. Es war eine wilde Zeit. Das trifft sowohl auf die Ausbildung sowie auf die Ausrüstung zu.
Die meisten der heutigen Vereinsmitglieder kannten sich zur damaligen Zeit noch nicht. Wir waren ja alle Individualisten. Doch schon bald wurden die geeigneten Hügel zu klein unsere Ansprüche größer.
Wir wollten nicht mehr hüpfen, wir wollten fliegen! Was tun?
Im Harz stießen wir an unsere Grenzen und die Alpen waren weit weg. Um vernünftig und effektiv in die Luft zu kommen musste eine andere Startmöglichkeit gefunden werden.
Die einzige Lösung hieß "Windenfliegerei".
Genau wie ein Segelflugzeug wird der Pilot dabei von einer Seilwinde auf eine Ausgangshöhe geschleppt die je nach Schleppstrecke durchaus bis 400m betragen kann. Ja, das war's!
Dafür muss man natürlich etwas von seinem Individualismus abgeben. Windenfliegerei funktioniert nur in der Gemeinschaft. Nun galt es alle interessierten "Einzellgänger" in einer Gruppe zu organisieren.
Der Initiator war Steffen Soyka aus Neudorf (Harz). Er startete einen Aufruf den anfänglich 9 interessierte folgten. Am 30. Mai 1992 trafen sich diese in Neudorf und gründeten den Drachen Fliegerklub Ostharz e.V.
Der Initiator Steffen Soyka wurde sogleich zum Vorsitzenden gewählt, eine Satzung wurde erarbeitet und die Anmeldung an den Verband und dem Vereinsregister vorbereitet. Die verschiedenen Aufgaben waren verteilt.
Nun ging es daran geeignete Fluggelände zu finden und diese rechtlich zuzulassen. Schnell wurden wir fündig. In Neudorf "Auf dem Roten Bruch" und "Am Wegehaus" fanden wir zwei ideale Gelände welche alle unsere und rechtliche Anforderungen erfüllten.
Die Eigentümer und Pächter waren genauso begeistert wie wir und gaben ihre Zustimmung. Auch die untere Naturschutzbehörde hatte keine Bedenken.
Mit einem befreundeten Fluglehrer aus Hessen haben wir am letzten August Wochenende 1992 eine Schleppausbildung auf unserem Fluggelände absolviert.
Nun fehlte nur noch eine eigene Winde. Dank einer großzügigen Spende und 1000 DM die jeder von uns einbrachte konnten wir uns im März 1993 auf der internationalen Drachen- und Gleitschirmausstellung in Augsburg endlich unsere eigene Winde kaufen.
Eine Eintrommel Adelwarth Winde die auch heute noch treu ihren Dienst leistet.
Und nun konnte es endlich richtig losgehen. Geflogen wurde an fast jedem Wochenende bei fast jedem Wetter. Keiner konnte genug bekommen.
Wovon wir so lange träumten ging endlich in Erfüllung. Fliegen, frei wie ein Vogel.
Doch der erste Ärger lies nicht lange auf sich warten. Die Jagdpächter eines der beiden Fluggelände fühlten sich durch unseren Sport massiv in ihrem Tatendrang beeinträchtigt.
Mit Argumenten wie, "die Silhouette unserer Drachen ähnele Raubvögel und störe somit das Wild", versuchten sie alles um uns wieder los zu werden.
Durch Druck auf die Geländeeigentümer schafften sie es dann auch dass diese nach und nach ihre Zustimmung zurückzogen und wir gezwungen waren gänzlich auf unser zweites Fluggelände auszuweichen.
Doch auch hier wurden die Bedingungen durch landwirtschaftliche Nutzung immer schwieriger.
1997 fanden wir ein Gelände bei Quarmbeck in der Nähe von Quedlinburg. Auch hier wehrte das Glück nicht lange.
Noch am Ende desselben Jahres entzog uns die Stadt Quedlinburg als Geländeeigentümer die Genehmigung da sie andere Nutzungspläne verfolgten die bis heute nicht realisiert sind.
Wir kehrten zurück auf unser Fluggelände nach Neudorf. Anfangs gestattete uns der Landwirt mit unserem Seilmotorrad über seine bestellten Flächen zu fahren.
Diese wurden von Jahr zu Jahr größer so dass auch dort kaum noch ein Flugbetrieb möglich war. Im Jahr 2003 kam dann das endgültige aus.
Und wieder machten wir uns auf die Suche.
Es gab kaum mehr geeignete Flächen und auch die Euphorie der ersten Jahre war bei den Geländeeigentümern und Pächtern verflogen.
Es war kaum noch möglich von diesen und den Naturschutzbehörden eine Erlaubnis zu bekommen.
Ende 2003 hat uns der Luftsportverein Ostharz vorgeschlagen auf seinem Flugplatz in Aschersleben zu fliegen. Wir schauten uns das an und waren etwas skeptisch ob ein gleichzeitiger Flugbetrieb mit Motor- und Segelflugzeugen möglich ist.
Wir wurden mit offenen Armen empfangen und haben uns entschlossen zu bleiben.
Der Flugplatz Aschersleben ist unser Zuhause geworden. Wir haben uns ein gemütliches Heim eingerichtet in dem wir unsere Technik unterbringen und bei einem Bier und gegrilltem Würstchen den Sonnenuntergang nach einem schönen Flugtag genießen können.
Zu den ursprünglich nur Drachenfliegern haben sich inzwischen einige Gleitschirmflieger gesellt.
Der Drachen Fliegerklub Ostharz besteht derzeit aus 10 Mitgliedern wovon 5 Mitglieder seit der ersten Stunde dabei sind.